Wieder ein »Stockerlplatz« für Deutschland
Nach Heinrich Wolf (Zweiter bei den Amateuren) und dem erst 18-jährigen Tim Schwarma (Zweiter bei den Auszubildenden) gab es am Sonntag bei der »Europameisterschaft der Amateurfahrerinnen« in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erneut einen »Stockerlplatz« für die deutsche Vertreterin.
Es war schon ein richtiges Abenteuer für die deutsche Delegation, die neben der 35-jährigen Berlinerin Katharina Merz aus Irmgard Keller-Müller und Dieter Kerbaum bestand. Das 1600 Meter-Sandgeläuf, auf dem die kontinentalen Titelkämpfe der Hobbyfahrerinnen ausgetragen wurden, wird normalerweise kaum gepflegt und auch während der Woche nicht gewässert, anlässlich der Meisterschaft hatten die Veranstalter aber doch einen Wasserwagen organisiert, der jedoch die Versäumnisse der Vergangenheit nicht völlig wettmachen konnte. Der Bahn in Kiew stehen etwa 300 Startpferde zur Verfügung, nicht sonderlich viele für einen regelmäßigen Rennbetrieb mit einer Veranstaltung wöchentlich.
Obwohl das Training eines Rennpferdes stolze 400 Dollar kostet, gibt es keinerlei Geldprämien zu gewinnen, die fünf Bestplatzierten eines Rennens bekommen Punkte, deren Bedeutung aber nicht ganz klar ist. Der Totalisatorbetrieb wurde – so informierte uns Irmgard Keller-Müller von LADYTRAB – vor fünf Jahren eingestellt, der Zustand der Pferde und der Ausrüstungsgegenstände entsprach ebenfalls nicht den hierzulande üblichen Standards. Nicht zu übertreffen waren hingegen Organisationsgeschick und Gastfreundschaft der Ukrainer, die für den Samstag ein umfangreiches Besuchsprogramm auf die Beine gestellt hatten. An schmackhaftem Essen und Getränken habe es ebenfalls nicht gemangelt.
Mit einem sechsten Platz (Siegerin: Hiltje Tjalsma / Niederlande) startete Katharina Merz am Sonntag in den Wettbewerb, was angesichts des Punkteschemas (nur der Sieger bekam zwei Punkte mehr als der Zweite, ansonsten betrugen die Abstände jeweils nur einen Zähler) eine gute Ausgangsposition bedeutete. Wie gut die war, zeigte sich nach dem zweiten Lauf, den die Mutter einer achtjährigen Tochter mit einem Schimmel, der von den Besitzern als »extrem schwierig« eingestuft worden war und eigentlich gar nicht laufen sollte, im Speed für sich entscheiden konnte und mit 24 Punkten plötzlich sogar an der Spitze des Klassements stand.
Bei den geringen Differenzen zwischen den punktbesten Fahrerinnen bedeutete dies allerdings noch längst keine Vorentscheidung. Im entscheidenden dritten Lauf musste die deutsche Vertreterin ein Pferd fahren, das »die Meile sicher nicht schneller als 1:35 konnte« und nach Einschätzung von Beobachtern »alle Gangarten, aber ganz wenig Trab« ging. Katharina Merz lag von Beginn an weit hinter dem Feld, was für die Titelambitionen schlecht, für ihre Gesundheit aber möglicherweise ganz gut war. So entging sie im letzten Bogen einer gefährlichen Situation, in der es zu einem Sturz kam und die Finnin Marjo Saastamoinen mit ihrem Pferd über einen Sandhügel am Rande der Piste hinaus katapultiert wurde.
Gottlob gab es keine größeren Schäden, als »Kathi« Merz die Unfallstelle passierte, war schon fast alles vorbei. Durch die Ausfällle kam sie mit dem völlig ungeeigneten Pferd noch auf fünf Punkte (für einen Nichtstarter hätte es acht gegeben), das reichte aber nicht, um die in diesem Lauf siegreiche Russin Julia Kashkovykaya, die 2007 den Titel nur aufgrund einer schlechteren Durchschnittszeit verfehlt hatte, und die Schwedin Ingrid Bengtsson zu halten. Platz drei ist für die Berlinerin trotzdem ein feiner Erfolg, den man bei einer tollen Abschiedsfete am Sonntagabend noch gebührend feierte. Nach knapp dreistündigem Flug traf die deutsche Delegation am Montagnachmittag wieder in der Heimat ein.
Gesamt-Klassement in der Europa-Meisterschaft der Amateurfahrerinnen:
1. Julia Kashkovskaya - Russland – 36 Punkte
2. Ingrid Bengtsson - Schweden – 31 Punkte
3. Katharina Merz - Deutschland – 29 Punkte
4. Patricia Felber - Schweiz – 28 Punkte
5. Gundula Bauer - Österreich – 27 Punkte
6. Laurie Delauni - Frankreich – 27 Punkte
7. Betina Lund - Dänemark – 25 Punkte
8. Hiltje Tjalsma - Niederlande – 24 Punkte
9. Maria Carmona - Spanien – 18 Punkte
10. Marjo Saastamoinen - Finnland – 18 Punkte
11. Helena Pokorna - Tschechien – 18 Punkte
11. Alisa Tsepelyeva - Ukraine – 18 Punkte
13. Mariann Vebostad Trudvang - 13 Punkte
14. Judit Gosztoni - Ungarn – 12 Punkte
Quelle: www.traberliga.de
03.09.2009 | Deutschland
Europameisterschaft der Amateurfahrerinnen in Kiew
Die »Europameisterschaft der Amateurfahrerinnen« wird in diesem Jahr vom 11. bis 14. September in der Ukraine ausgetragen. Insgesamt werden sechs oder sieben Rennen auf der Trabrennbahn in der Hauptstadt Kiew entschieden.
Nachdem Marie Lindinger aus beruflichen Gründen ihre Teilnahme absagte, wird Deutschland durch Katharina Merz (Berlin) vertreten, die zum zweiten Mal an einer EM teilnimmt. Die Berliner Championesse nahm 2006 bereits an der EM in Ungarn teil und belegte dabei den vierten Platz mit nur vier Punkten Rückstand zur Titelgewinnerin. Die sympathische Berlinerin ist Mutter einer achtjährigen Tochter und besitzt seit 1999 ihre Lizenz. »Kati« hat bisher 210 Siege erzielt, davon 24 im letzten Jahr.
Insgesamt nehmen 15 Nationen, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Niederlande, Norwegen, Österreich - vertreten durch Titelverteidigerin Gundula Bauer, Schweden, Schweiz, Spanien, Russland, Tschechien, Ungarn und die Ukraine als Gastgeber, an dieser EM der Amateurfahrerinnen teil.
Nachstehendes Programm erwartet die Teilnehmerinnen:
Freitag, 11. September 2009 - Anreise - 20:00 Uhr: Gemeinsames Abendessen in einem Restaurant im Zentrum von Kiew
Samstag, 12. September 2009 - 11:00 Uhr: Abfahrt mit dem Bus vom Hotel zu einer »Sightseeing Tour« durch Kiew, einschl. Picknick, Tanzen und Dinner. 21:30 Uhr: Rückfahrt zum Hotel.
Sonntag, 13. September 2009 - 9:30 Uhr: Abfahrt mit dem Bus zur Rennbahn Kiew - 11:00 Uhr: Ansehen der Pferde, Teilnehmerinnen erhalten ihre Anweisungen - 12:00 Uhr: Buffet für die Teilnehmerinnen und Gäste - 13:00 Uhr: Sechs oder sieben Wertungsläufe werden zur »F.E.G.A.T.-Europameisterschaft der Damen« ausgetragen - 18:00 Uhr: Ehrung der Europameisterin und aller Teilnehmerinnen vor Publikum - 19:00 Uhr: Championatsfeier mit Gala-Dinner in einem Restaurant - 23:30 Uhr: Rückfahrt zum Hotel
Montag, 14. September 2009 - Individuelle Abreise
Ladytrab und der Deutsche Amateurfahrer-Verband wünschen der deutschen Vertreterin Katharina Merz viel Erfolg und das nötige Quäntchen Glück bei der Auslosung der Pferde. - (IKM)
Quelle: www.traberliga.de